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Wie ticken vietnamesische Uhren?

An diesem Nachmittag kamen die Bewohnerinnen und Bewohner in der Galerie „unterwegs“ zusammen, um mehr über die vietnamesischen Nachbarn zu erfahren. Seit dem Sommer bemühen sich Nachbarschaftshelferinnen hier im Quartier und engagierte Mitarbeiterinnen des Vereins „Reistrommel e.V.“ um eine engere Zusammenarbeit. Frau Tran Thi Dao und Frau Tamara Hentschel vom Verein Reistrommel e.V. führten durch den Nachmittag. Es fand ein reger ungezwungener, offener Austausch zwischen den vietnamesischen und deutschen Bewohnern statt, so dass jeder erfahren konnte, wie der andere „tickt“. Bei schmackhaftem vietnamesischen Tee und ein paar kleinen landestypischen Süßigkeiten erfuhren wir viel Interessantes über das Leben in Vietnam und die strengen traditionellen Familienhierarchien.
Die Vietnamesinnen und Vietnamesen berichteten von den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen und von den Folgen des Krieges, die dazu führten, dass sie ihre Heimat im fernen Asien verließen, um hier in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen. Tamara Hentschel schilderte die aktuell wachsende  Bedrohung durch das chinesische Militär: China erhebt Anspruch auf Teile des Meeres und entzieht so den Fischern im Norden des Landes mehr und mehr die Lebensgrundlagen.

Die jungen vietnamesischen Frauen erzählten von ihren Wünschen und Erwartungen. Ihr ganzes Leben konzentriert sich in erster Linie aufs „Geldverdienen“ denn wesentliche Teile ihres Verdienstes schicken sie zu ihren Familien nach Vietnam. Insofern bleibt wenig Zeit für familiäre und nachbarschaftliche Kontakte, obwohl diese seitens der Vietnamesinnen sehr gewünscht werden, um z.B. das Fremdsein zu verlieren oder vielleicht auch eine deutsche „Oma oder Tante“ zu gewinnen. Manchmal, so berichten die jungen Mütter, entstehen kleine Patenschaften, von denen dann alle, vor allem die Kinder, profitieren. Schnell finden die Kleinen Freundinnen und Freunde zum Spielen oder auch zum Lernen. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit deutsch zu sprechen, denn in der Regel können sich die Kinder mit ihren Eltern nicht in der deutschen Sprache unterhalten. Die Eltern ihrerseits können sich gezielter um ihre alltäglichen Arbeiten kümmern. Den deutschen Nachbarn eröffnen solche Beziehungen völlig neue interessante Welten.

Im nächsten Jahr werden wir diese wissenswerte Veranstaltungsreihe fortführen und es vielleicht doch noch schaffen, etwas enger mit unseren vietnamesischen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern zusammen zu rücken.

Text und Foto: Sabine Schwarz, Nachbarschaftshelferin